Deutsch-Luxemburger Kulturgeschichte

 

DeR Limpertsberg - vor und während des 2. Weltkrieges

+ Die vorliegende Immobilie blieb bis 1928 Wohnsitz des deutschen Gesandten, bzw. Reichskommissars Freiherrn Joseph von Loehr. Das mit diesem Haus - über eine kleine überdachte Seitenpassage-  verbundene Nachbarhaus (rue Henri VII, Nr. 50) stellte die deutsche Gesandtschaft dar. Das politische Archiv des Auswärtigen Amtes hat diese Daten bestätigt und darauf hingewiesen, dass das Auswärtige Amt ein eigenes Grundstück in der Emanuel Servais-Straße, Nr. 22 (ebenfalls Limpertsberg) bezog. Dieses diente nach 1928 bis 1938 bzw. 10. Mai 1940 als Sitz der nachfolgenden Gesandten des Deutschen Reichs.

+ Am 10. Mai 1940 überfiel die deutsche Wehmacht das kleine neutrale Luxemburg. Hitler persönlich setzte den kleinwüchsigen Koblenzer Leiter des Moselland-Gaus (Koblenz, Trier) Gustav Simon auch als Chef der Zivilverwaltung  für das Großherzogtum ein. Wiederum sahen die deutschen Pläne vor, Luxemburg an das Deutsche Reich anzugliedern und die Bevölkerung zu germanisieren. Gauleiter Simon wählte die Gesandtschaft in der Limpertsberger Rue Emanuel Servais als seinen Luxemburger Wohnsitz und empfing viele Nazi-Größen hier, wie z.B. Freund und  SS-Chef Heinrich Himmler, neben bekannten Musikern wie Richard Strauss. Weiter beschloss Simon den Anbau der Ausstellungshallen auf Limpertsberg für seine Großkundgebungen fertigzustellen. Wie bereits im ersten Weltkrieg wurden die Industrie-, wie auch die Grundschule in direkter Nachbarschaft des vorliegenden Gebäudes zu Aufmärschen und Unterbringung der Wehrmacht genutzt.

+ Am Pfingsmontag des Jahres 1941 ließ Simon 4000 Männer und Amtsleiter der Volksdeutschen Bewegung auf dem Schobermessplatz im Rahmen der Feiern zum 10-jährigen Bestehen des Gaues Moselland in Reih und Glied aufstellen. Diese marschierten dann geschlossen die 200 m der Avenue Victor Hugo (damals in Karl-Theodor-André-Straße umbenannt) an der vorliegenden Immobilie vorbei und sammelten sich im gegenüberliegenden Vorhof der Limpertsberger Ausstellungshallen. *


+ In trauriger Erinnerung bleibt vor allem der 30. August 1942. An diesem Tag berief Gauleiter Simon eiligst eine Großkundgebung in den Limpertsberger Hallen ein, zwang die Limpertsberger ihre Wohnhäuser mit Nazi-Fahnen zu beflaggen und verkündigte die allgemeine Wehrpflicht für junge Luxemburger Männer der Jahrgänge 1920-1924 (später 1925-1927). (Originalfilmaufnahmen können unter dem Youtube-Link "Heim ins Reich" https://www.youtube.com/watch?v=b_PzGxnak0E eingesehen werden). Die Folgen waren spontane Streiks, Erschießungen und die massenhafte Verlegung der Zwangsrekrutierten vor allem an die Ostfront. Von den insgesamt mehr als 10.000 einberufenen jungen Männern, kamen über 2.800 im Kriegseinsatz ums Leben. Über 3000 Wehrpflichtige weigerten sich, die verhasste Wehrmachtsuniform anzuziehen und tauchten unter. Für hierbei gefasste Helfer oder Familienangehörige hatte dies z.T. dramatische Folgen: Zwangsumsiedlungen ganzer Familien mit Enteignungen ("Sippenhaft"), KZ-Haft (v.a. Hinzert), Erschießungen, usw.
+ Ein für diese schwere Zeit erfreulich positives Beispiel dt-luxemb. Kooperation in Verbindung  mit dem Limpertsberg kann folgenden Seiten entnommen werden: https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/buch-ueber-baron-franz-von-hoiningen-huene_aid-37111223

+ Der 10. September 1944 war der Befreiungstag für die Hauptstadt. Der Norden des Landes, das Ösling wurde im Winter 1944/45 durch die "Ardennen-Offensive" noch einmal schwer in Mitleidenschaft gezogen und die Dörfer schwer verwüstet, bevor auch hier der Frieden einkehrte. Seit September 1944 wurden am Limpertsberg neben weiteren Gebäuden insb. die Industrie- und die Grundschule  durch amerikanische Truppen besetzt*. Der US-amerikanische Kriegsfotograf Tony Vaccaro  hielt in mehreren Bildern fest, wie amerikanische Soldaten den Limpertsberger Zentralplatz um das vorliegende Wohnaus in Beschlag nahmen.**   Siehe hierzu auch : https://lampfrenn.lu/de-lampertsbierg-am-krich/

+ Das herrschaftliche Gebäude in der Emanuel Servais-Straße, das bis 1940 als deutsche Gesandtschaft, danach als Sitz des Gauleiters diente, wurde 1944 von der amerikanischen Armee beschlagnahmt und anschließend - gegen eine Ablösesumme an den Luxemburger Staat - als US-Amerikanische Botschaft in Luxemburg umfunktioniert. In diesem Sinne existiert es noch heute. (Zur Geschichte dieses Hauses, siehe z.B.  https://lu.usembassy.gov/history/  oder https://paperjam.lu/article/residence-chef-mission-america)

Weitere Informationen und Bilder können dem Buch "De Lampertsbierg, Histoire d'un Quartier Florissant" S. 291 ff. der Lampertsbierger Geschichtsfrenn a.s.b.l. entnommen werden (ISBN 978-99959-934-8-1)

** siehe hierzu: "Tony Vaccaro, Soldier with a camera", Seite  108ff  ISBN 978-99959-0-315-2